Nach 141 Jahren Pause laufen wieder Nutztiere durch den Busch

Waldweideprojekt im Hasbruch

(Hasbruch/Landkreis) Es war ein bewegender Moment, als die ersten Schottischen Hochlandrinder den Viehanhänger erst zögernd, dann plötzlich verließen und auf den Offenlandteil des neuen Waldweideareals trabten. Fast 30 Jahre schon existierte der Gedanke an ein Waldweideprojekt im Hasbruch. Nun konnte es im Projekt „Vielfalt in Geest und Moor“, aus dem Bundesprogramm biologische Vielfalt, gemeinsam mit der Naturschutzstiftung des Landkreises Oldenburg in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten und der Umweltstiftung Weser-Ems umgesetzt werden. Träger des Waldweideprojektes ist der Landkreis.

Der Hasbruch ist ein alter Hutewald. Jahrhunderte haben Menschen dort ihr Vieh geweidet. Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine und Gänse. Diese Nutzung hat dem Wald ein besonderes Gesicht gegeben. Großkronige, knorrige Eichen und Hainbuchen, die wegen der regelmäßigen Beschneidung wie Armleuchter aussehen. Der Wald war eher licht, die Bäume standen weiter auseinander. „In diesen lichten Wäldern, in dem das Vieh alles Grün fraß, an das es herankam und mit seinem Dung düngte, herrschte eine hohe Artenvielfalt“, schildert Uwe Mestemacher, Leiter des Forstamtes Neuenburg.

„Mit dem Waldweideprojekt wollen wir wieder an die lichten Eichenwaldstrukturen von damals anknüpfen. Diesen Wald muss man sich mosaikartig vorstellen mit dichteren Waldpartien, lockerem Baum- und Strauchbestand und Wiesenflächen. Auf der Projektfläche im Süden des Hasbruch soll wieder eine typische Hute- und Triftlandschaft entstehen“, erklärt Eva-Maria Langfermann, Leiterin des Amtes für Naturschutz und Landschaftspflege.

Damit künftig neun Schottische Hochlandrinder und sechs Exmoorponies auf den 36 Hektar Wald- und Wiesenfläche weiden können, bedurfte es der Vorbereitung. Bereits 2020 lichtete das Forstamt die 24 Hektar Waldanteil der Projektfläche auf. Es wurden einige größere Bäume entnommen und ein Teil des Unter- und Zwischenbaumbestandes entfernt. „Dies soll es den an Offenland gewöhnten Tieren erlauben einen schnelleren Zugang zum Wald zu bekommen“, so Mestemacher. Ein Monitoring der Flächen wird in Zukunft Hinweise geben, ob die Besatzdichte angepasst werden muss.

Außerdem ließ der Landkreis insgesamt rund drei Kilometer Elektrozaun ziehen. Die unter Spannung stehende Barriere begrenzt das Hutewaldareal. „Ein Waldweg führt durch die Projektfläche. Er ist mit selbstschließenden Pforten ausgestattet. Wegebreite Roste verhindern, dass die Tiere das Areal verlassen, aber die Waldbesuchenden die Waldweideflächen ganz nah erleben können“, beschreibt Langfermann.

Regelmäßige Kartierungen der Vegetation begleiten das Projekt. „Wir wollen herausfinden, ob durch die Waldbeweidung tatsächlich die Artenvielfalt langfristig steigt. Wir erwarten mit der Zeit eine Fülle von licht- und wärmeliebenden Waldrand- und Saumarten wie zum Beispiel Knabenkräuter, Sumpf-Hornklee und Kuckuckslichtnelke“, so Mestemacher weiter.

Besonders wichtig ist den Projektpartnern die Beteiligung der Öffentlichkeit. „Wir wollen die Menschen mitnehmen. Dazu arbeiten wir mit den Akteuren rund um den Hasbruch eng zusammen. Es soll regelmäßige Führungen geben, Workshops, Umweltbildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Außerdem wollen wir die örtlichen Gästeführer*innen ausbilden, damit sie das Waldweideprojekt mit in ihr Portfolio aufnehmen können“, sagt Langfermann.

Nach über 140 Jahren laufen wieder Nutztiere unter den hohen Eichen des Hasbruch. Mit Tritt und Biss werden sie den Wald gestalten. Und so, hoffentlich, ein Landschaftsbild vergangener Zeiten schaffen, das durch seinen Arten- und Strukturreichtum auch heute einen großen Beitrag zum Naturschutz leistet.

Hochlandrinder im Wald 1  
  Hochlandrinder im Wald 2
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